Hypothekenkrise - Das Dilemma

Nach wie vor verharrt der Immobilienmarkt um Cape Coral, Fort Myers, Naples, Bonita, Sanibel / Captiva auf recht niedrigem Niveau. Nach der Stabilisierung in 2009 sehen wir lokal in 2010 nochmals nachgebende Preise.

 

Eine der Ursachen war sicherlich der Ölaustritt aus der BP Macondo Quelle im Golf von Mexiko. Dies hat unsere Region zwischen Naples und Sarasota zwar zu keiner Zeit betroffen, jedoch hielten sich manche Kaufinteressenten vor diesem Hintergrund zurück und verschoben den geplanten Immobilienkauf auf das nächste Jahr.

 

Noch bedeutender war aber ein neues Problem des Hypothekenmarkts. In den letzten Jahren hatte sich eine Routine eingespielt, um mit der großen Menge notleidender Kredite umzugehen. Die Banken leiteten die Zwangsversteigerungen ("Foreclosures") der Sicherungsobjekte ein, nahmen die Immobilien in den Eigenbestand, brachten sie mit Renovierungsteams zumindest kosmetisch einigermaßen in Ordnung und boten sie dann  möglichst bald über uns Makler zum Verkauf an (sie können auch weiterhin über uns erworben werden).

 

WICHTIG: Auf diese Weise war abzusehen, dass die große Menge an "Problem-Immobilien"  in überschaubarer Zeit (viele Monate) vom Markt aufgenommen sein würde.

 

In diesem Umfeld kam es zur Katastrophe. Es wurde festgestellt, dass viele Zwangsversteigerungen von den Banken nicht rechtlich einwandfrei durchgeführt wurden. Ein Hauptproblem war (und teilweise ist), dass viele wichtige Unterlagen fehlen. Unter anderem durch den regen Grundschuldhandel in der Boomphase und die häufig damit einhergehende Bündelung von Grundschulden ("innovative Finanzinstrumente"), ist mitunter nicht einmal feststellbar, wer nun der Eigentümer der Grundschuld ist. Prüfungen sind auch schwierig, wenn die Menge an Verfahren so groß ist, daß eine Bankmitarbeiterin nach Medienberichten morgens 500 und nachmittags weitere 500 Verfahren zu unterschreiben hatte.

 

Nachdem die Probleme an die Öffentlichkeit kamen, sahen sich manche Banken gezwungen, sämtliche Verfahren zu stoppen, um erst Licht ins Dunkel zu bringen. Kurz darauf schalteten sich auch Regierung und Zentralbank ein, die darüber stritten, ob man alle weiteren Verfahren stoppen sollte oder ob man den Banken Möglichkeiten bieten sollte, trotz der unklaren Situation weiter zu versteigern.

 

Das Dilemma:

 

Wird den Banken erlaubt, die zweifelhaften Versteigerungsverfahren weiterzuverfolgen, widerspricht dies klar dem rechtstaatlichen Prinzip. Dem Bürger wird vor Augen geführt, daß vor dem Gesetz zwar alle gleich sind, manche aber gleicher  .... (wenn sie groß genug sind)

 

Wird dagegen auf rechtlich einwandfreie Durchführung der Verfahren bestanden, können viele Versteigerungen gar nicht oder Jahre später durchgeführt werden. Dies führt dazu, daß die säumigen Schuldner weiterhin in "ihren" Häusern wohnen, ohne irgendwelche Zahlungen zu leisten und häufig auch ohne Verantwortung für das Objekt zu übernehmen. Die Banken müssen somit noch größere Beträge abschreiben und geraten vielleicht wieder in Schieflage. Für den Immobilienmarkt wäre die Auswirkung ebenfalls schlimm, da die Masse an zurückgehaltenen Zwangsversteigerungen über Jahre wie eine dunkle Wolke über ihm schweben würde. Vor dieser Gefahr fürchteten sich in den letzten Wochen viele Investoren, was unserer Einschätzung nach einer der Gründe für das eher enttäuschende Immobilien-Jahr 2010 ist.

 

Wie wird es also weitergehen? Meine persönliche Einschätzung ist, daß es zu einer pragmatischen Lösung dergestalt kommen wird, daß man den Banken zwar offiziell keine Gesetzwidrigkeiten erlaubt, intern aber beide Augen zudrückt. Das wird dann in der Öffentlichkeit nicht groß diskutiert (solange es keine Klagewelle gibt!!) und man bekommt die Kuh (sprich Zwangsversteigerungs-Immobilien) zumindest volkswirtschaftlich vom Eis. Die Bank of America hat die Versteigerungen längst wieder aufgenommen. Gut für uns.

 

Heimo Langenbach, Real Estate Broker, Sea Breeze International Management Corp., floridasonne.de